Von den Cameron Highlands ging es für uns mit dem Minibus einige Stunden Richtung Taman Negara. Bevor der Bus jedoch die Umgebung des Regenwaldes passieren durfte, machten wir einen Zwischenstopp in einer nahegelegenen Stadt um uns zu registrieren. Danach stiegen wir in einen anderen Minusbus um und durften unsere Fahrt fortsetzen. Umso näher wir dem Regenwald kamen, desto mehr ließen wir die Zivilisation hinter uns. Uns umgab nur noch der Dschungel Malaysias, samt ein paar Affen. Als wir schließlich das kleine Dorf nahe des Regenwaldes erreichten, war es bereits Nachmittags. Wir bezogen zunächst unser Zimmer, welches zur Abwechslung keine Klimaanlage besaß. Es war klein und rudimentär, aber irgendwie passte es zu dem Regenwaldfeeling.

Essensmöglichkeiten gab es in diesem Ort nur wenige. Drei sogenannte Floating Restaurants (schwimmende Restaurants) standen uns in den kommenden 3 Tagen zur Auswahl. Da jedes Restaurant die gleichen Gerichte anbot, verbrachten wir fast jede Mahlzeit im gleichen Restaurant, quasi unser Lieblings Floating Restaurant. Beim Essen hatten wir den direkten Blick auf den Regenwald. Nur der Fluss trennte uns davon. Diesen konnte man jedoch für einen läppischen Ringgit pro Person (ca. 20 cents) mit dem Taxiboot überqueren.

Am ersten Tag beschlossen wir den Regenwald auf eigene Faust zu erkunden. Ein bestimmter Teil des Waldes ist gut ausgeschildert wodurch kein Guide benötigt wird. Damit ist Taman Negara einer der wenigen Regenwälder, welchen man alleine bewandern kann. Da unsere Motivation den Regenwald zu erkunden riesengroß war, wanderten wir den gesamten Teil des Regenwaldes an einem Tag ab. Gute 5 Stunden waren wir bei 30 Grad und gefühlten 90% Luftfeuchtigkeit unterwegs. Innerhalb des Regenwaldes war das Klima ziemlich genau wie in Tropenhäusern in Zoos. Viele Teile der Wanderung waren wir unterwegs ohne andere Touristen zu treffen. Das hatte den Vorteil, dass wir bereits zu Beginn Affen lautstark durch den Dschungel flitzen hörten und sogar ein Chameleon sahen. Zu Beginn war es schon ein wenig gruselig so viele unbekannte Geräusche zu hören und zu wissen, dass hier theoretisch unter anderem auch Löwen, Elefanten und Panther beheimatet sind. Tatsächlich sahen wir auch einen Vogel, welchen ich zunächst fälschlicherweise als Huhn bezeichnete bevor Tim mich darauf stieß, dass es sich hier im Dschungel wohl eher um einen tropischeren Vogel handelte. Lustigerweiser war dieser Vogel an unserer Wand im Hostelzimmer aufgezeichnet, wodurch wir ihn später als „Red-billed blue Magpie“ identifizieren konnten.
Viele Teile der Wanderung waren mit erhöhten Holzwegen ausgebaut. Dieser dient zum Schutz der Flora und Fauna damit kein Trampelpfad entsteht. Wie wir feststellten war die Wanderung auf den Holzwegen jedoch schon ein kleines eigenes Abenteuer, da sie zum Teil ziemlich kaputt waren.






Bevor es für uns an diesem Tag hoch zu einem Aussichtspunkt ging, ging es für uns erstmal hoch hinaus auf den „Canopy Walk“, einem Baumwipfelpfad. Was auch immer auf der Reise geschehen ist, meine eigentlich sehr stark ausgeprägte Höhenangst hat sich wohl zum größten Teil verabschiedet!


Danach ging es für uns hunderte Treppen hinauf auf den Bukit Terisek.

Hinab wählten wir einen Weg, welcher nicht ausgebaut war. Wie wir später erfuhren war dieser Weg eigentlich seit Corona für Touristen ohne Guide gesperrt. Hier war der Dschungel besonders dicht. Auf dem Boden des Regenwaldes zu laufen gab uns das Gefühl so richtig in den Urwald einzutauchen.




Zum Abschluss der Wanderung hatten wir dann auch noch das Glück eine Affenfamilie und einen Waran zu entdecken. So konnte der Tag perfekt enden! 😀
Nach der Wanderung waren wir ziemlich erledigt, sodass wir uns dagegen entschieden an diesem Tag auch noch eine Nachtwanderung zu machen. Bei dem tropischen Klima war es nahezu unmöglich genug zu trinken um nicht zu dehydrieren. Wir nahmen uns vor am nächsten Tag dennoch mehr darauf zu achten.
Der nächste Tag war gleichzeitig unser letzter Tag in Taman Negara, weshalb wir einen vollen Plan hatten. Gerne hätten wir den Aufenthalt verlängert um eine mehrtägige Dschungelwanderung inklusive Übernachtung im Regenwald zu machen. Leider wurden diese Touren aufgrund des Wetters zu dieser Zeit noch nicht angeboten, weshalb wir uns entschieden lediglich zwei volle Tage vor Ort zu bleiben.
Zu Beginn des zweiten Tages wollten wir ein weiteres Mal auf eigene Faust in den Nationalpark um noch eine weitere Route zu entdecken. Irgendwie fanden wir den Einstieg jedoch nicht, weshalb wir einfach einen anderen Wanderweg entlang marschierten. Auch hier gab es keinen Holzweg, sondern viel schlammigen Boden. Wir hatten bereits zuvor schon von Blutegeln gehört, die WandererInnen förmlich anspringen sollten. Am ersten Tag hatten wir damit allerdings absolut keine Berührungen gemacht. Dennoch hatten wir uns vorsichtshalber Blutegelfest eingepackt. Das hieß : lange und enge Hosen anziehen, die dicken Socken über die Hose stülpen und natürlich Wanderschuhe anziehen. Zu unserem Erschrecken reichten diese Sicherheitsvorkehrungen leider nicht aus. Es hatte in der Nacht geregnet, weshalb die Blutegel an diesem Tag wohl aktiver waren. Sobald wir wenige Sekunden stehen blieben, hingen mehrere Blutegel an unseren Schuhen und kletterten aufwärts in der Hoffnung nackte Haut zu finden. Obwohl wir sie immer wieder von unseren Schuhen und Hosen entfernten, schaffte es ein zielstrebiger kleiner Blutegel bis hoch an einen kleinen Schlitz meines nackten Bauches. Ganz schön ekelig!

Obwohl uns die gefühlt hundert Blutegel ein wenig ablenkten, war der Weg wieder einmal ziemlich cool. Wir sind uns als erfahrene Fährtenleser außerdem ziemlich sicher Abdrücke von Elefanten im Schlamm entdeckt zu haben! 🐘




Besonders Beeindruckend waren die Dimensionen der Natur. Ameisen waren zum Teil beinahe so lang wie ein kleiner Finger und blutrot. Auch die Bäume samt Blätter waren rieeesen groß!
Nach unserer kleinen Wanderung aßen wir zu Mittag und schwangen uns dann in ein Boot um den Regenwald vom Wasser aus zu erkunden. Ca. 2 Stunden ging die private Tour. Von uns aus hätten wir aber auch den ganzen Tag über den Fluss brettern können. Gleich zu Beginn der Tour sahen wir süße Otter auf ihrem Weg in den Fluss. Ziemlich süß! 🦦




Die Guides fuhren uns zu dem ältesten Baum des Regenwaldes, welcher unvorstellbar groß und wuchtig war. Im Anschluss daran erkundigten wir eine Art Wasserfall.





Auf dem Weg zum Wasserfall sahen wir die größte Spinne, welche wir bis dato jemals gesehen haben! 🕷️

Zum krönenden Abschluss des Tages machten wir noch eine Nachtwanderung. Unser Guide erzählte uns viel über die Tiere und hatte ein Auge dafür die Tierchen im Dickicht des Dschungels zu entdecken. So sahen wir unter anderem große Huntsman Spinnen und andere Arten, Schlangen sowie braune und grüne Stabheuschrecken. Das Highlight war auf jeden Fall ein Skorpion, welcher unter UV-Licht fast magisch wirkte 🦂


Der Regenwald hatte Nachts, anders als ich erwartete, etwas beruhigendes an sich. Man lief nicht wie tagsüber ständig in Spinnenweben rein, abgesehen der Grillen war der Dschungel leiser und insgesamt ruhiger. Die größeren Tiere wie die Affen schliefen wohl bereits friedlich 🐒😴 Außerdem erzählte uns der Guide, dass er an den Stellen, an denen wir Nachts sowie Tagsüber entlang gelaufen waren bereits Elefanten als auch einen Panther gesehen hatte. Auch Tigerspuren hatte er dort schon gesichtet. Natürlich passierte das selten, da sich die Tiere in die Teile des Dschungels zurückziehen, in denen nicht hunderte Touristen unterwegs sind. Dennoch machten seine Erzählungen deutlich, dass wir wirklich an einem Ort ohne Zäune oder ähnliches zusammen mit Raubtieren wanderten. Ziemlich krass! Die an den Eingängen aufgestellten Schilder, welche verdeutlichen wie man sich im Falle eines Zusammentreffens mit einem Raubtier verhält, waren wohl nicht übertrieben.
Taman Negara hat uns extrem gut gefallen und Lust auf mehr Outdoor – Abenteuer gemacht. Diese Abenteuer müssen allerdings auf eine andere Reise verschoben werden, da uns unser nächster Stopp erstmal wieder in die Zivilisation, auf die Insel Georgetown bringt.
Abenteuerliche Grüße schicken euch,
Tiger-Tim & Leoparden-Laura
Travel-Buddy-Fun-Fact: Da Malaysia ein muslimisch geprägtes Land ist, legte unser Hostel Wert darauf nach diesen Werten zu leben. So lagen in den Zimmern Hausregeln aus. Eine davon war: Kritisiere nicht den Islam!