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Ho Chi Minh City – Unterwegs im Mekong Delta und der Schrecken des Krieges

Mit großer Vorfreude auf das noch unbekannte Vietnam stiegen wir in Phnom Penh in einen großen Reisebus, der uns zur südvietnamesischen Metropole Ho Chi Minh City (HCM) bringen sollte. Die Älteren unter unseren Travel-Buddy-LesernInnen kennen die Stadt wahrscheinlich noch unter dem Namen Saigon. Wie es zur der Namensänderung kam und wer hinter der Namensgebenden Person steckt, erfahrt ihr weiter unten im Blog 🕵️

Der Reisebus war ziemlich leer. Mit uns saßen vielleicht noch fünf andere Touristen an Bord. Im Vorfeld hatten wir immer mal wieder Geschichten von korrupten Busfahrern und Grenzbeamten gehört. Diese versuchten an der Grenze an etwas „Taschengeld“ zu kommen, in dem sie den Reisenden erzählten, dass noch eine Sondergebühr für die Einreise/Visum notwendig wäre. Bei uns lief aber alles glatt ab: Aussteigen auf kambodschanischer Seite, aufgeregte SIM-Kartenverkäuferin abwimmeln, Sicherheitskontrolle am Grenzübergang, nochmal dieselbe hektische SIM-Kartenverkäuferin abwimmeln, Einsteigen in den Bus auf vietnamesischem Boden.

Da wir im Bus ziemlich hoch saßen, konnten wir von dort aus schon gut den vorherrschenden Verkehr in HCM beobachten. Alles ging kreuz und quer, die Bürgersteige sind eher schmal und hauptsächlich für Rollerfahrer gedacht, die diese als zusätzliche Fahrspur nutzen. Uns war sofort klar, dass wir uns hier lieber nicht auf einen Roller schwingen werden. Wie eigentlich immer am Anreisetag erkundeten wir am Abend noch die Gegend rund ums Hotel und kauften uns Wasser und Snacks für den nächsten Tag. Übrigens haben wir auf unserer Reise ziemlich viel wildes Zeug gefunden, was in den Supermärkten verkauft wird. Wenn euch dass interessiert, lasst es uns doch mal in den Kommentaren wissen 🥸 Das Buddha-Special kommt natürlich auch noch, versprochen!

Am ersten Tag in HCM besichtigten wir das „War Remains Museum“ im Herzen der Stadt. Draußen vor dem Gebäude wurde allerlei Kriegsgerät der US-Armee ausgestellt, welches in den Jahren von 1955 bis 1975 im Vietnamkrieg eingesetzt wurde. Dort stand so ziemlich alles rum was man sich vorstellen kann. Von Panzern, Booten bis zu den gewaltigen Hankook Hubschraubern (die mit den zwei Rotoren) und Kampfjets.

Das Museum selbst ist in mehrere Themenbereiche aufgeteilt, die von unterschiedlichen Facetten des Vietnamkriegs berichten. Mit dem Audioguide auf den Ohren, bewegten wir uns also von Raum zu Raum und verbrachten einen guten Vormittag in der Ausstellung.

Der Konflikt im Vietnam eskalierte nach dem sich das Land 1954 von der Kolonialmacht Frankreich unabhängig machte. Kurz darauf spaltete sich das Land in Nord- und Südvietnam und stürzte die Bevölkerung in einen blutigen Bürgerkrieg. Der kommunistische Norden wurde angeführt von Ho Chi Minh und wurde von dem ebenfalls kommunistischen China und der Sowjetunion unterstützt. Die USA fürchteten, dass sich der Kommunismus im Falle eines Sieges Nordvietnams in ganz Südostasien ausbreite würde und unterstütze deshalb den Süden massiv mit Geld & Waffen. Ab 1965 kämpften dann auch hunderttausende amerikanische Soldaten in Vietnam. Die Bevölkerung leidet bis heute unter der Verwüstung, welche die Amerikaner hier hinterlassen haben. So werden immer noch schwerstbehinderte Kinder geboren, weil ihre Großeltern Kontakt mit dem hochgiftigen Entlaubungsmittel „Agent Orange“ hatten. Ganze Landstriche sind unpassierbar, weil dort immer noch Blindgänger liegen.

Nach dem Besuch mussten wir die Informationen erst einmal sacken lassen und suchten eines der zahlreichen Cafés auf. Wir haben nicht erwartet in einem so heißen Land so viele Cafés vorzufinden, aber die Vietnamesen haben eine besondere Beziehung zu den Kaffeehäusern. Das Heißgetränk wird vorzugsweise kalt und mit süßer Kondensmilch getrunken. Aber auch eine Variante mit Eierschaum, der sogenannte „Egg Coffee“, ist sehr beliebt. Frisch gestärkt flanierten wir dann durch das Stadtzentrum.

Der Wolkenkratzer auf dem 3. Bild ist der „Bitexco Financial Tower“ und war mit seinen 263m Höhe lange Zeit das höchste Gebäude des Landes. Zudem hat es eine Aussichtsplattform, von der aus man bei Nacht einen wunderschönen Blick über die belebte Stadt hat. Das konnten wir uns natürlich nicht entgehen lassen!

Am nächsten Tag klingelte der Wecker schon sehr früh, da es für uns mit einer Reisegruppe zu dem Mekong Delta ging. Erster Stopp auf unserer Tour war eine große Tempelanlage, mitten im Nirgendwo, mit imposanten Buddahstatuen.

Im Anschluss ging es weiter zum Mekong Delta, welches sich mit den knapp 41.000km² über weite Teile Südvietnams erstreckt. Aus dieser Region stammen ein Großteil der Nahrungsmittel (hauptsächlich Fisch & Reis), die im Rest des Landes verzehrt werden. Hier werden aber auch besondere Spezialitäten hergestellt wie z.B. der „Royal Jelly“, eine Art supersüßer Honig, der dafür sorgt, dass eine Bienenkönigin sich zu eben dieser entwickelt. Wir finden den Geschmack aber eher so mittel und finden, dass sie das Zeug lieber bei ihren Bienen lassen sollte. Das Gleiche gilt auch für den Schnapps, der aus Kobras gebraut wird 🤢

Nach dem „Gaumenschmaus“ stiegen wir dann auf ein schmales Boot, mit welchem uns ein paar Einheimische durch einen Kanal zurück zum Mekong schipperten.

Den Abschluss der Tour bildete eine kleine Insel zwischen zwei Flussarmen, die wir nach dem gemeinsamen Mittagessen mit dem Fahrrad auf eigene Faust erkunden konnten.

Am folgenden Tag packten wir schon früh unsere Backpacks, da es für uns nach der anstehenden Besichtigungstour der Củ Chi Tunnel gleich weiter nach Da Lat, dem nächsten Ziel auf unserer Reiseroute, ging. Zunächst besichtigten wir aber den 40km nördlich von Ho Chi Minh liegenden Tunnelkomplex Củ Chi. Da der Vietcong, so die Bezeichnung der Nordvietnamesischen Befreiungsarmee, dem USA Militär in ihrer Ausrüstung und Kriegsgeräten haushoch unterlegen war, setzen sie die Guerilla Taktik ein. Hier hatten wir die Chance selbst durch das insgesamt 121km umfassende Tunnelsystem zu kriechen. Außerdem konnte ich ausprobieren mich selbst in einem der Verstecke zu quetschen. Wie das aussah, seht ihr hier:

Die Verbindungstunnel selbst waren stickig, heiß und sehr beengend. Unvorstellbar welchen Überlebenswillen die Vietnamesen aufgebracht haben, um hier jahrelang zu überleben. Eine ganze Generation ist in solchen Tunneln aufgewachsen. Babys wurden geboren, Essen wurde zubereitet und Kranke sowie Verwundete versorgt…alles 1,5m unter der Erde ohne Sonnenlicht und frische Luft!

Auf dem Gelände wurden auch noch allerhand Fallen ausgestellt, zudem gab es einen Schießstand, auf dem man mit Gewehren schießen konnte, die damals im Krieg verwendet wurden. Das laute Knallen der Schüssen war aber überall im Dschungel zu hören und gab dem Besuch eine bedrohliche Stimmung.

Am frühen Nachmittag ging es dann wieder mit dem Bus zurück nach Ho Chi Minh City. Wir stärkten uns noch einmal mit einem Eiskaffee, holten unsere Backpacks vom Hotel und stiegen dann in den Reisebus, welcher uns in das Bergstädtchen Da Lat bringen sollte. Mit welchen Berühmtheiten wir dort Fotos machen konnten und was raus kommt, wenn sich eine Architektin mal so richtig ausleben kann, erfahrt ihr in unserem nächsten Blog 👋

Warme Grüße schicken euch,

Lối-Ra-Laura & Thunfisch-Tim

Travel-Buddy-Fun-Fact: Die USA setzten im Vietnamkrieg deutsche Schäferhunde aufgrund ihres guten Geruchssinns ein. Sie ließen die Tiere den Dschungel nach Luftlöchern der Vietnamesen absuchen um die Tunnel anschließend auszuräuchern. Aufgrund dieser Tatsache sind die Tiere immer noch sehr verhasst und wurden zumindest früher auch gegessen.

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2 replies on “Ho Chi Minh City – Unterwegs im Mekong Delta und der Schrecken des Krieges”

Hallo ihr beiden,erstmal ein Dankeschön für den interessanten Reisebericht.Einige Bilder lassen sich nicht öffnen und was gab es denn so an wilden Sachen?

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